Arbeiten mit Asbest

Gefahren, Vorsorge und Nachsorge für Arbeitnehmer

1. Gefahren durch Asbest


Asbest ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe von natürlichen, faserförmigen Silikatmineralien, die aufgrund ihrer hervorragenden Hitzebeständigkeit und Isolationsfähigkeit lange Zeit in der Bau- und Industriebranche verwendet wurden. Heute ist bekannt, dass Asbestfasern erhebliche Gesundheitsrisiken bergen. Gelangen Asbestfasern in die Luft und werden eingeatmet, können sie sich tief in der Lunge absetzen und über Jahre hinweg zu schwerwiegenden Erkrankungen führen. Zu den wichtigsten Krankheitsbildern gehören:

  • Asbestose: Eine chronische Lungenkrankheit, bei der es zu einer Vernarbung des Lungengewebes kommt. Dies führt zu Atembeschwerden und kann in schweren Fällen eine Sauerstofftherapie notwendig machen.
  • Lungenkrebs: Lungenkrebs tritt vermehrt bei Menschen auf, die beruflich Asbest ausgesetzt waren, besonders in Kombination mit Rauchen.
  • Malignes Mesotheliom: Ein aggressiver Tumor, der das Brust- oder Bauchfell betrifft und fast ausschließlich mit Asbestexposition in Verbindung steht.
  • Pleuraplaques: Verdickungen des Rippenfells, die zwar nicht unbedingt gesundheitsschädlich sind, jedoch ein Hinweis auf eine Asbestexposition darstellen.


2. Bedeutung von Vorsorge und Nachsorge


Die gesundheitliche Vorsorge bei Arbeiten mit Asbest ist wichtig, da Erkrankungen oft erst Jahre oder sogar Jahrzehnte nach der Exposition auftreten. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sollen frühzeitig Veränderungen der Atemwege oder des Brustfells erkennen.

  • Vorsorgeuntersuchungen: Vor Beginn einer Arbeit mit Asbest ist eine spezielle arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung gemäß der Berufsgenossenschaftlichen Vorschriften (DGUV Regel 112-190) verpflichtend. Diese Untersuchung beinhaltet eine Anamnese, eine Lungenfunktionsprüfung und gegebenenfalls eine Röntgenuntersuchung.
  • Nachgehende Vorsorge : Nach Beendigung der Asbestarbeit bleibt das Risiko für asbestbedingte Erkrankungen über Jahre bestehen. Daher haben Arbeitnehmer Anspruch auf lebenslange Nachsorgeuntersuchungen, auch wenn sie die Exposition vor Jahrzehnten hatten. Diese Vorsorge wird durch das Gesetzliche Unfallversicherungssystem (DGUV) finanziert.
     

3. Ansprüche auf gesundheitliche Leistungen in Deutschland


Arbeitnehmer, die durch Asbest beruflich gefährdet sind oder waren, haben in Deutschland Anspruch auf verschiedene gesundheitliche Leistungen:

  • Präventive Vorsorgeuntersuchungen: Diese sind gesetzlich vorgeschrieben und werden von der Berufsgenossenschaft oder Unfallversicherungsträgern getragen.
  • Berufskrankheit Wenn eine asbestbedingte Erkrankung diagnostiziert wird, muss diese als Berufskrankheit anerkannt werden (Berufskrankheit Nr. 4103, Lungen-, Kehlkopfkrebs oder Mesotheliom durch Asbest). Dies ermöglicht den Zugang zu medizinischer Behandlung, Rehabilitation und finanziellen Entschädigungen.
  • Rehabilitation und Therapie: Bei einer Berufskrankheit durch Asbest werden alle medizinischen und therapeutischen Maßnahmen von der Unfallversicherung übernommen.


4. Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz


Es gibt klare gesetzliche Vorgaben zum Umgang mit Asbest, die in der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) und den Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS 519) festgelegt sind. Zu den wichtigsten Schutzmaßnahmen gehören:

  • Persönliche Schutzausrüstung (PSA): Bei Arbeiten, die Asbest freisetzen könnten, sind spezielle Atemschutzmasken der Schutzklasse FFP3 sowie Schutzkleidung verpflichtend.
  • Abschottung und Belüftung: Arbeitsbereiche müssen durch Barrieren oder Unterdruckbereiche vom Rest der Umgebung abgeschottet sein, um eine Ausbreitung der Fasern zu verhindern.
  • Schulung und Unterweisung: Alle Arbeitnehmer müssen regelmäßig geschult werden, um über die Risiken und den sicheren Umgang mit Asbest informiert zu sein.
  • Sicherheitsmaßnahmen: Asbesthaltige Materialien dürfen nur von Fachkräften entfernt und entsorgt werden, die eine spezielle Sachkunde nach TRGS 519 besitzen.


5. Wichtige Symptome: Wann zum Arzt?


Asbestbedingte Erkrankungen entwickeln sich schleichend und oft erst nach Jahren. Es ist wichtig, bei folgenden Symptomen frühzeitig einen Arzt aufzusuchen:

  • Anhaltender Husten, besonders wenn er über Wochen anhält und nicht durch eine Erkältung erklärbar ist.
  • Atemnot oder Kurzatmigkeit, besonders bei körperlicher Anstrengung.
  • Schmerzen im Brustbereich oder im Rippenbereich.
  • Wiederkehrende Bronchitis oder Lungenentzündungen.

Bei diesen Symptomen sollte der Arzt über die mögliche Asbestexposition informiert werden, um die richtige Diagnostik, wie Röntgen oder CT-Scans, einzuleiten.

 

6. Nachgehende Vorsorge: Ein lebenslanger Anspruch


In Deutschland haben Arbeitnehmer, die mit Asbest gearbeitet haben, Anspruch auf eine lebenslange nachgehende Vorsorge, auch wenn die Exposition viele Jahre zurückliegt. Die Berufsgenossenschaften und Unfallversicherungen bieten diese Vorsorgeuntersuchungen an. Dabei werden regelmäßig Lungenfunktionsprüfungen, Röntgenbilder und medizinische Check-ups durchgeführt, um mögliche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.

Der Umgang mit Asbest erfordert höchste Sorgfalt, da die gesundheitlichen Folgen gravierend sein können. Eine regelmäßige Vorsorge und Nachsorge ist unerlässlich, um asbestbedingte Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Arbeitnehmer sollten alle vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz einhalten und bei Verdacht auf Symptome sofort einen Arzt aufsuchen. Der deutsche Staat stellt umfassende gesundheitliche Leistungen bereit, um Betroffene zu unterstützen und ihnen Zugang zu medizinischer Versorgung und Entschädigung zu ermöglichen.

 

Raucher und Arbeiten mit Asbest:

Rauchen und Arbeiten mit Asbest in Kombination stellen eine äußerst gefährliche Gesundheitsgefahr dar, die das Risiko für schwere Erkrankungen drastisch erhöht. Das sollten Sie als Raucher unbedingt verstehen:

  • Asbest allein ist schon sehr gefährlich: Asbestfasern können beim Einatmen tief in die Lunge gelangen und dort langfristige Schäden verursachen. Diese Fasern setzen sich fest und können über Jahre zu schwerwiegenden Erkrankungen führen, wie Lungenkrebs, Asbestose (Vernarbung des Lungengewebes) und dem Mesotheliom, einem aggressiven Tumor des Brust- oder Bauchfells. Diese Erkrankungen entwickeln sich häufig erst nach Jahrzehnten, sind jedoch oft tödlich.
  • Rauchen verschlimmert die Situation dramatisch: Rauchen schädigt Ihre Lunge bereits erheblich, da es die Atemwege entzündet und Ihr Immunsystem schwächt. Wenn Sie zusätzlich Asbestfasern einatmen, steigt Ihr Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, drastisch.
    Studien zeigen, dass:
    • Das Lungenkrebsrisiko bis zu 50 Mal höher ist, wenn Sie rauchen und gleichzeitig Asbestfasern ausgesetzt sind, im Vergleich zu Nichtrauchern ohne Asbestexposition.
    • Rauchen schwächt die Fähigkeit Ihrer Lunge, Asbestfasern zu bekämpfen, und verhindert, dass der Körper die Fasern aus der Lunge entfernt.
    • Das Zusammenspiel ist lebensgefährlich: Asbest schädigt Ihre Lunge langfristig, und Rauchen beschleunigt diesen Schaden erheblich. Während Asbest die Grundlage für schwerwiegende Erkrankungen legt, sorgt das Rauchen dafür, dass diese schneller und aggressiver auftreten. Ihre Lunge hat kaum eine Chance, sich zu erholen oder gegen die Asbestfasern anzukämpfen, da das Rauchen das Gewebe zusätzlich zerstört.

Was das für Sie bedeutet: Wenn Sie weiterhin rauchen und Asbest ausgesetzt sind, riskieren Sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, an Lungenkrebs oder einer anderen tödlichen Lungenerkrankung zu erkranken. Auch wenn Sie derzeit keine Symptome bemerken, können in Ihrer Lunge bereits irreversible Schäden entstehen. Rauchen und Asbest sind eine tödliche Kombination, die Sie beeinflussen können – indem Sie mit dem Rauchen aufhören, können Sie sich vor den schlimmsten Folgen schützen.
Indem Sie ernsthaft versuchen, das Rauchen aufzugeben, können Sie Ihr Risiko erheblich reduzieren.

 

5 Maßnahmen zur Unterstützung des Rauchstopps und der Lungengesundheit im Arbeitsumfeld

1 - Rauchstopp aktiv verfolgen

  • Rauchstopp-Programm: Der Arbeitnehmer sollte an einem strukturierten Rauchstopp-Programm teilnehmen, sei es durch die Krankenkasse, betriebliche Gesundheitsprogramme oder externe Anbieter. 
  • Nikotin-Ersatzprodukte: Die Nutzung von Nikotinpflastern, Kaugummis oder verschreibungspflichtigen Medikamenten (wie Vareniclin) kann helfen, die körperlichen Entzugserscheinungen zu lindern.
  • Beratungen: Regelmäßige Beratungsgespräche oder psychologische Unterstützung zur Raucherentwöhnung wahrnehmen, um Rückfälle zu vermeiden.


2 - Erhöhte Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen

  • Regelmäßige Lungenfunktionstests und Röntgenaufnahmen: Die vom Arbeitsmediziner empfohlenen häufigeren Vorsorgeuntersuchungen einhalten (möglicherweise jährlich), um die Lunge regelmäßig auf mögliche Schäden zu überprüfen.
  • Low-Dose-CT: Wenn empfohlen, könnte der Arbeitnehmer an einem Lungenkrebsvorsorgeprogramm mit Low-Dose-CT teilnehmen, um mögliche frühe Anzeichen für Lungenkrebs zu erkennen.


3 - Gesundheit der Atemwege unterstützen

  • Atemübungen oder Lungentraining: Die Teilnahme an Atemgymnastik oder Lungentrainingsprogrammen kann die Lungenfunktion verbessern und die Atemwege stärken.
  • Infektionen vorbeugen: Auf eine gute Atemhygiene achten, Infektionen frühzeitig behandeln lassen und sich ggf. gegen Grippe oder Pneumokokken impfen lassen.


4 - Gesunden Lebensstil fördern

  • Regelmäßige Bewegung: Leichte Ausdauersportarten wie Gehen oder Radfahren können das Immunsystem stärken und die Lungenfunktion verbessern.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung unterstützt das Immunsystem und die allgemeine Gesundheit.


5 - Soziale und psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen

  • Stressbewältigung: Programme oder Techniken zur Stressbewältigung (wie Yoga, Meditation oder Beratungen) können dabei helfen, das Rauchen langfristig aufzugeben.
  • Regelmäßiger Austausch mit einem Coach oder Berater: Unterstützung bei der Raucherentwöhnung und langfristige Verhaltensänderung kann durch psychosoziale Betreuung erleichtert werden.